Unsere Konferenz „Tierzahlen runter, und zwar gerecht“ im November 2023 adressiert Fragen, die für mehrere globale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) von entscheidender Bedeutung sind. So soll die Konferenz zu weiteren Fortschritten bei der Umsetzung dieser Ziele speziell in Deutschland und Europa beitragen.

Was sind die globalen Nachhaltigkeitsziele?

Mit der im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft unter dem Dach der Vereinten Nationen zu 17 globalen Zielen für eine bessere Zukunft verpflichtet. Leitbild der Agenda 2030 ist es, weltweit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft zu bewahren. Dies umfasst ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Dabei unterstreicht die Agenda 2030 die gemeinsame Verantwortung aller Akteure: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft – und jedes einzelnen Menschen. Mehr lesen

Um welche Ziele geht es?

Die globale Landwirtschaft beansprucht aktuell fast die Hälfte der bewohnbaren Landfläche und hat große Auswirkungen auf ökologische Zusammenhänge. Außerdem hängt offensichtlich die Ernährung der Weltbevölkerung von landwirtschaftlichen Erträgen und deren Verteilung ab. Die Tierhaltung wiederum ist dabei insofern relevant, als sie sowohl vergleichsweise hohe Ressourcen benötigt als auch mit höheren negativen Auswirkungen einhergeht als die Erzeugung pflanzlicher Nahrungsmittel. Direkt betroffen sind mindestens folgende Nachhaltigkeitsziele:

Inwiefern ist eine Reduktion der Tierhaltung für diese Ziele wichtig?

Ziel 2: Kein Hunger

Um Fleisch, Milch und Eier zu produzieren werden große Mengen an Futtermitteln benötigt. Aktuell dient fließt etwa ein Drittel der globalen Getreideernte in die Fütterung von Tieren. Durch einen Abbau der Tierhaltung könnten mit verfügbaren Landflächen mehr Menschen ernährt werden. Um Hunger zu bekämpfen, reicht es zwar nicht, dass genug Nahrungsmittel produziert werden können, sondern entscheidend ist, dass ausreichend Nahrung für alle Menschen zugänglich und bezahlbar ist. Die Konkurrenz von Teller und Trog wirkt sich allerdings auch auf die Preise aus – das machte sich das insbesondere in der Folge des Krieges in der Ukraine bemerkbar. Aus diesen Gründen ist eine Reduktion von Tierhaltung und Tierkonsum ein entscheidender Beitrag für die globale Ernährungssicherheit (Unterziel 1).

Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen

Die in vielen Ländern verbreiteten Ernährungsweisen, die hohe Anteile an Tierprodukten enthalten, korrelieren mit mehreren nicht-übertragbaren Krankheiten. Die Empfehlungen der planetaren Gesundheitsernährung (Planetary Health Diet) sehen im Vergleich zur deutschen Durchschnittsernährung eine Reduktion des Tierkonsums um mindestens 75 Prozent vor, und auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine deutliche Verringerung. So können nicht-übertragbare Krankheiten eingedämmt werden (Unterziel 4). Darüber hinaus ist die industrielle Tierhaltung einer der wichtigsten Treiber für das Auftreten neuer Pandemien und damit eine zentrale Bedrohung für Gesundheit und Wohlergehen weltweit. Die Transformation zu pflanzenbasierten Ernährungssystemen bringt umgekehrt dieses Nachhaltigkeitsziel voran.

Ziel 12: Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion

Das Ziel sieht vor, nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen auch durch staatliche Maßnahmen zu etablieren, um Ressourcen einzusparen und Emissionen und Abfälle zu verringern. Aus wissenschaftlicher Sicht ist unkontrovers, dass stärker pflanzenbasierte Ernährungssysteme mit genau diesen Vorteilen einhergehen. Denn die Produktion von Tierprodukten erfordert im Schnitt mehr Land und Ressourcen und verursacht mehr Emissionen als die Erzeugung pflanzlicher Alternativen. Entsprechend sind Regierungen gefordert, die Landwirtschaft in diesem Sinne umzubauen. Damit das fair für alle Beteiligten geschieht, müssen sinnvolle Maßnahmen breit mit vielen Stakeholdern und Expert*innen diskutiert werden.

Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz

Der Ernährungssektor trägt massiv zur Erderwärmung bei. Bei gegenwärtigem Trend kann dieser Sektor sogar von alleine die Treibhausgasbudgets zum Erreichen der Paris-Ziele sprengen. Die Tierhaltung verursacht dabei im Schnitt und pro Produkt ein Vielfaches der Emissionen pflanzlicher Alternativen. Durch eine Umstellung von Landwirtschaft und Ernährung können also immense Emissionen eingespart werden. Da die Erzeugung von Tierprodukten so viel Land beansprucht, würden dabei außerdem große Landflächen frei, wo dann durch Renaturierung Kohlenstoff eingelagert werden könnte. Studien zufolge ließen sich die menschengemachten Emissionen auf globaler Ebene so um bis zu 28 Prozent verringern. Eine Untersuchung für Deutschland kommt zu dem Schluss, dass mit einer Umstellung auf die Planetary Health Diet die Emissionen aus der Landwirtschaft um 97 Prozent verringert werden können. Ein Abbau der Tierhaltung ist also ein zentraler – und oft unterschätzter – Hebel zum Erreichen dieses Nachhaltigkeitsziels.

Ziel 15: Leben an Land

Bei diesem Nachhaltigkeitsziel geht es u. a. darum, Landökosysteme zu schützen und wiederherzustellen sowie den Verlust von Biodiversität aufzuhalten. Auch dafür bietet ein Abbau der Tierhaltung große Chancen. Zum einen gelangt durch die Tierhaltung immer Stickstoff in die Umwelt, der im Übermaß sehr schädlich auf Ökosysteme und biologische Vielfalt wirkt. Zum anderen beansprucht die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern große Landflächen, die bei einer Transformation der Landwirtschaft zugunsten der Artenvielfalt renaturiert werden könnten. Das gilt auch in Deutschland, wo einer Studie zufolge über die Hälfte der Agrarfläche für Biodiversitätsmaßnahmen genutzt werden könnte, sofern die Produktion von Tierprodukten gesenkt wird. Zugleich ließe sich damit die Nachfrage nach Sojafuttermitteln senken, die zum Teil aus Südamerika importiert werden, wo dafür weiterhin Ökosysteme zerstört werden.

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