Für den Bereich Landwirtschaft und Ernährung sind im „Einzelplan 10“ laut Entwurf knapp 7 Milliarden Euro vorgesehen – etwa so viel wie in den letzten Jahren. Manche Tierschutz-NGOs kritisieren vor allem, dass die vorher versprochenen Milliarden für den Umbau von Ställen in höhere Haltungsformen jetzt doch nicht fließen sollen.
Aus unserer Sicht ist ein bloßer „Umbau der Tierhaltung“ aber sowieso nicht zielführend – stattdessen müssen Tierzahlen wirksam reduziert werden. Dafür brauchen die landwirtschaftlichen Betriebe Unterstützung. Im Haushalt für 2024 hatte die Ampelregierung das sog. „Chancenprogramm Höfe“ etabliert, das genau das tun sollte. Leider gelang dem Agrarministerium bisher nur eine konkrete Förderausschreibung, weitere sollen aber folgen.
Für den Haushalt 2026, der aktuell verhandelt wird, ist das Programm unter dem Namen „Proteine der Zukunft mit Chancenprogramm Höfe“ zum Glück immer noch vorgesehen. Allerdings wurden die relevanten Posten im Umfang gekürzt. Sie entsprechen zudem nur einem Bruchteil der Gelder, die weiterhin in die Förderung von Stallumbauten und vermeintlichem „Tierwohl“ fließen sollen (mehr zu den Zahlen ganz unten).
Wir sagen: Genau das Gegenteil ist nötig! Das Budget für die Förderung alternativer Proteine muss massiv erhöht werden.
Mit dieser Forderung haben wir uns an die zuständigen Bundestagsabgeordneten gewandt und zusammen mit Germanwatch am 7.10.2025 eine Pressemitteilung versandt.
Hier sind unsere Argumente für unsere Forderung:
Die Regierungskoalition hat sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, den heimischen Anbau von Eiweißpflanzen sowie die Entwicklung und Markteinführung nachhaltiger alternativer Proteine zu stärken – das gelingt nur mit höherer Ausstattung des Chancenprogramms.
Auch der Wissenschaftliche Beirat am BMELH empfiehlt eine Weiterentwicklung und eine Ausweitung des Chancenprogramms auf die gesamte Wertschöpfungskette.
Und was spricht sachlich für die Förderung für die Umstellung von Betrieben?
1. Innovative Proteine für die Humanernährung schaffen Einkommen für Betriebe.
- Das Höfesterben hält an und insbesondere tierhaltende Betriebe sind betroffen, ihre Situation ist häufig prekär. Die Situation wird sich in Zukunft verschärfen durch mittel- und langfristige Ernährungstrends, Klima– und Marktbedingungen.
- Zugleich steigt die Nachfrage nach regional produzierten pflanzlichen Rohstoffen, immer mehr Konsumierende greifen zu nachhaltigen Alternativen zu tierischen Produkten.
- Mehrere Studien zeigen, dass die Umstellung dauerhaft Einkommen sichert.
- Beispiel: „Nur in der Umstellung des Betriebes haben wir für unseren Hof eine Zukunft gesehen. Denn für die Fortführung der Tierzucht wären sehr hohe Investitionen notwendig gewesen und das ohne langfristige Planungssicherheit.” (Diana Rein, hat von Schweinezucht auf Edelpilze umgestellt)
2. Innovative Proteine sind ein wesentlicher Beitrag zur Ernährungssicherheit.
- Die Folgen des Klimawandels treffen zunehmend die Landwirtschaft, die Wissenschaft prognostiziert Preissteigerungen und warnt vor globalen Ernährungskrisen.
- Ein höherer Anteil pflanzlicher Nahrungsmittel spart Flächen und Ressourcen, erhöht den Selbstversorgungsgrad und macht das Ernährungssystem krisenfester.
3. Innovative Proteine sind eine Zukunftsbranche für die Wirtschaft insgesamt.
- Studie zeigt, dass die Branche bis 2045 65 Mrd. Euro zur deutschen Wirtschaftsleistung beitragen und 250.000 neue Arbeitsplätze schaffen kann
- Forschungsaktivität in Europa hat sich seit 2020 verdreifacht – deutsche Landwirtschaft muss dort den Anschluss schaffen.
- Politik muss den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglichen, mit zu profitieren
4. Damit Betriebe erfolgreich umstellen/diversifizieren können, braucht es Unterstützung mit einem vielfach höheren Budget als aktuell vorgesehen.
- Neue Produktionssysteme erfordern Wissen, finanzielle Investitionen, verlässliche Abnahmemöglichkeiten, Verarbeitungsstrukturen etc. – siehe u. a. LBV Brandenburg.
- Das aktuell vorgesehene Geld kann zwar einzelne Projekte fördern, aber um umstellungswillige Betriebe in der Breite zu fördern, ist ein Vielfaches des Budgets nötig.
- Gerade falls die Förderung für Stallumbauten wegfällt, brauchen Betriebe Alternativen!
5. Pflanzenbasierte Lebensmittel aus heimischer Erzeugung bieten massive Vorteile für Umwelt, Klima und Gesundheit.
- Den Anbau von Hülsenfrüchten stärkt den Boden und spart Stickstoffdünger ein.
- Weniger Tierhaltung, mehr innovative Proteine reduziert Flächenbedarf und Emissionen.
Wie sehen die Zahlen konkret aus:
Das Programm „Proteine der Zukunft“ wurde mit der Ackerbaustrategie und dem Bundesprogramm ökologischer Landbau zusammengelegt, im Zuge dessen wurde der Gesamtbetrag im Vergleich zum Haushalt 2025 um 13 Mio. Euro gekürzt und macht im Haushaltsentwurf jetzt 54 Mio. Euro aus. Für „Proteine der Zukunft“ waren 2025 12 Mio. vorgesehen. Hinzu kommt im Haushalt 2026 ein Budget von 5 Mio. Euro für eine gesonderte Investitionsförderung für „Proteine der Zukunft“ im Vergleich zu 6 Mio. Euro in 2025. Zum Vergleich: Für die Förderung von Stallumbauten und Mehrkosten von tierhaltenden Betrieben für vermeintliches „Tierwohl“ sind für 2026 ganze 278 Mio. Euro eingestellt.