Vor allem aus Klima- und Biodiversitäts-Perspektive ist ein sowohl schneller als auch drastischer Abbau der Tierzahlen unabdingbar. Zentral ist dabei, dass die Tierhaltung nicht lediglich von Deutschland in andere Länder verlagert wird. Bei unserem ersten Faba Talk zeigte Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt die Potenziale einer EU-weiten Mengensteuerung der Tierhaltung auf.
Am 8. Februar sind wir mit Freude in unser neues Format der Faba Talks gestartet. Mit den Talks laden wir nun regelmäßig zu Online-Veranstaltungen zu Themen rund um die Wende in ein pflanzenbasiertes Ernährungssystem ein. Gemeinsam mit etwa 60 Teilnehmenden hatten wir als erstes Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt mit dem Thema „Kommt dann das Import-Fleisch? Wege zu einer EU-weiten Reduktion der Tierzahlen“ zu Gast. Ergänzend zur Aufzeichnung der Veranstaltung geben wir hier einen kleinen Einblick zu seinen Thesen.
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Tierzahlen müssen deutlich und schnell runter
Ekardt macht in dem Vortrag klar: Die Tierhaltung ist gegenwärtig ein maßgeblicher Treiber für die Klima- und die Biodiversitätskrise. Er zeigt auf, dass die Tierzahlen global um deutlich mehr als 50% reduziert werden müssen, in Hochemissionsländern wie Deutschland sogar um Dreiviertel. Und zwar nicht bis 2050 oder 2100, sondern in möglichst kurzer Zeit.
Auf welcher politischen Ebene ließe sich am sinnvollsten ansetzen? Ekardt plädiert für die EU-Ebene, um Verlagerungseffekte sowie Probleme der Wettbewerbsfähigkeit zu vermeiden. Denn durch den europäischen Binnenmarkt besteht das Risiko, dass nationale Maßnahmen zwar die Tierzahlen in einem Land senken, aber dafür Tierhalter*innen in anderen EU-Mitgliedsstaaten aufstocken und die Tierprodukte schließlich importiert werden. Für das Klima wäre dadurch nichts gewonnen.
Ein europaweiter Deckel für die Emissionen aus der Tierhaltung
Als konkretes Instrument schlägt Ekardt vor, eine europaweite Obergrenze (sogenanntes „Cap“) für Emissionen aus der Tierhaltung einzuführen. Zuständig für eine solche Mengensteuerung wäre die EU, die das in anderen Sektoren bereits eingeführt hat.
Die Obergrenze würde zunächst hoch angesetzt und dann sukzessive herabgesetzt. Den zugrundeliegenden Reduktionspfad sowie die letztlich angestrebte Emissionsmenge müsste die EU vorgeben. Die Frage der Reduktion der Tierzahlen käme somit auf die politische Agenda.
Emissionshandel auf der Ebene der Schlachthöfe und Molkereien
Das Konzept, das Felix Ekardt mit seinem Team in verschiedenen Papern veröffentlicht hat, setzt dabei an der Ebene der Schlachthöfe und Molkereien an. Im Rahmen eines Emissionshandels müssten die Betriebe die verbliebenen Emissionszertifikate unter sich aufteilen. Verglichen mit der Tierhaltung ist die Anzahl dieser Verarbeitungsbetriebe überschaubar, und den Tierhalter*innen würde diese weitere Bürokratie erspart.
Auch globale Fleisch- und Milchkonzerne müssten, wenn sie ihre Produkte weiterhin in die EU exportieren wollen, an diesem Emissionshandel teilnehmen. Dafür sorgten sogenannte „Border Adjustments“, die mit dem Freihandel kompatibel sind. So würden auch Verlagerungseffekte jenseits der EU verhindert.
Den gesamten Faba Talk mit Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt findet ihr auf YouTube. Die nächsten Faba Talk Termine könnt ihr hier auf unserer Webseite einsehen.
Foto: privat